Speyside – Flüsse, Burgen, Whisky
Von der einsamen Heidelandschaft der Highlands fließen glasklare Flüsse und Bäche über die grünen Hügel hinab und vereinigen sich im Tal des Gebirgsflusses Spey. Ihrem reinen Wasser ist es zu verdanken, dass Speyside heute die zentrale Whisky-Region Schottlands ist.
Der Name Aberlour (*gäl. Obar Lobhair) im Herzen der Region beschreibt es treffend: „Zusammenfluss des Stimmgewaltigen (Stroms)“. Charlestown of Aberlour liegt an einem tosenden Zusammenfluss des Baches Aberlour mit dem Spey, der mit ca. 173 km nicht nur der zweitlängste Fluss Schottlands ist, sondern auch der schnellste. Beste Bedingungen, nicht nur für den Lachsfang, sondern auch für die Herstellung von Whisky. Am Unterlauf des Spey befinden sich in der Umgebung von Aberlour zahlreiche Destillen, die Speyside zum Herzen der schottischen Whiskyherstellung machen. Zu den unbestrittenen Vorteilen der Region gehört die große Auswahl an Verkostungen, die sich erfreulicherweise mit schönen Spaziergängen in der Natur und dem Besuch von Sehenswürdigkeiten verbinden lassen.
Speyside liegt im Distrikt Moray im Nordosten von Schottland, am Moray Firth. Der Fluss Spey entspringt in den schottischen Highlands, den Monadhliath Mountains. Während unter „Speyside“ gemeinhin die Whiskyregion nordöstlich von Aviemore verstanden wird, heißt das Flusstal Strathspey (gäl. Srath Spè), was „breites Tal des Flusses Spey“ bedeutet. Die engeren Seitentäler werden dagegen mit glen „schmales Flusstal“ bezeichnet, wie z. B. Glenfiddich, das Flusstal des Fiddich, das auch einem berühmten schottischen Whisky „Glenfiddich“ seinen Namen gab. Einst boten sie durch ihre Abgeschiedenheit den heimlichen Hausbrennereien der Highlander ideale Bedingungen. Ihre Berge, die einsamen Grampian Mountains, hielten in der Vergangenheit mancherlei Feinde aus dem Süden auf. Heute zählen ihre kleinen kurvigen Straßen zu den schönsten Berglandstraßen Nordschottlands mit traumhaften Aussichten.
Zahlreiche archäologische Denkmäler, alte Kirchen und Burgen belegen eine lange Geschichte. Bereits um 150 n. Chr. erwähnte der Geograph Ptolemäus diese Region, die einst im Siedlungsgebiet der geheimnisvollen Pikten lag. Die Römer nannten so jene Stämme, die einst nördlich des Antoniuswalls zwischen dem Firth of Clyde und dem Firth of Forth lebten. Im 6. Jh. war das nordwestlich von Speyside gelegene Inverness Zentrum ihrer Macht, wo der irische Mönch St. Columba den Piktenkönig Mac Mailcon bekehrte. Der Sage nach hatte Cruithne, der legendäre Vater der Pikten, sieben Söhne, die sieben Provinzen in Piktland regierten. Vermutlich lag Speyside im piktischen Königreich Fidach. 844 vereinigte der König von Dalriada Kenneth MacAlpine Pikten und Skoten im Königreich Alba, dem heutigen Schottland.
Die Spur der Pikten führt nach Dufftown, dem „Malt Whisky Capital of Scotland“. Ein alter Reim lautet „Rome was built on seven hills, Dufftown on seven stills“ (Rom wurde auf sieben Hügeln, Dufftown auf sieben Destillen erbaut). Piktische Symbolsteine mit Drachen, Monstern und Phantasietieren (Mortlach Parish Church) und das im Ursprung piktische Schloss Balvenie, heute eine imposante Ruine, stehen unmittelbar bei Destillen. Dufftown liegt am Malt Whisky Trail, auf dem Destillen wie Glenfiddich (Dufftown), Glenlivet (Tomintoul) oder Cardhu (Knockando) sowie das Cooperage Visitor Centre bei Craigellachie, eine Böttcherei oder Küferei, wo die Eichenfässer für den Whisky hergestellt werden, zur Besichtigung einladen. Diese Auswahl und ein Besuch des kleinen Whiskymuseums in Dufftown verschaffen einen guten Überblick, denn in der Speyside gibt es über 50 Whiskybrennereien.
Don’t drink and drive – heißt es auch in Schottland für jeden Fahrzeugführer! Eine Alternative zu eigenem PKW oder organisierter Bustour bietet die 1862 eröffnete Keith and Dufftown Railway über 18 km Bahnstrecke durch die schöne Landschaft von Strath Isla zum Marktstädtchen Keith. Wer Zeit hat, wandert durch die liebliche Landschaft auf dem Speyside Way, einem der beliebtesten Fernwanderwege Schottlands, der von Buckie am Moray Firth über 106 km dem Fluss bis Aviemore folgt (alternativ auch per Fahrrad, allerdings nur zwischen Fochabers und Schloss Ballindalloch zu empfehlen) und zahlreiche Abzweigungen zu Destillen enthält. Nordwestlich von Dufftown führt er am Flusstal des Fiddich entlang nach Craigellachie am Spey, den eine imposante eiserne Bogenbrücke mit Strebenfachwerk von Thomas Telford (erbaut 1812-1815) überspannt. Das Flusstal hinunter geleitet zum hübschen Städtchen Fochabers mit der letzten Flussbrücke vor der Mündung in Spey Bay mit dem Moray Firth Wildlife Centre.
Weitere Höhepunkte in Speyside sind Elgin und Keith – mit weiteren Destillen, wen wundert‘s.
Elgin und Moray sind auch durch Macbeth bekannt, der 1040 den schottischen König Duncan in der Schlacht bei Elgin besiegte und dessen Nachfolge er antrat. Bis zu seinem Tode 1057 regierte er das Land in Frieden und Ruhe.
In Elgins eindrucksvoller Kathedrale wird William Shakespeares Schauspiel noch heute regelmäßig aufgeführt.
Speyside, Paradies der Whisky -Freunde – dazwischen in eindrucksvolle Landschaften und in die Geschichte Schottlands eintauchen, auf der Spur der Pikten und Macbeth – Burgen, Schlösser und alte Kirchen künden von längst vergangenen Zeiten.
* Schottland ist zweisprachig. Neben dem Englischen wird im Nordwesten auch Gälisch, eine keltische Sprache, gesprochen und mit „gäl.“ abgekürzt. Im Spreytal ist Gälisch nur noch vereinzelt in Newtonmore am Oberlauf des Flusses zu hören, ansonsten wurde es vom Englischen verdrängt.
ein sehr schöner einblick in die region speyside. nur hinfahren ist schöner…
ich persönlich liebe die whiskys aus speyside.